Bill Wilson
Bill Wilson

 

"Licht am Ende des Tunnels"

Ich möchte Euch hier nicht mit meiner Säufergeschichte langweilen, die hat jeder für sich selbst erlebt. Als ich zu den AA kam, war alles noch um mich herum dunkel, ich hatte aber den ehrlichen Wunsch mit dem Saufen aufzuhören. Ja, den hatte ich wirklich, dennoch saß ich noch oft betrunken im Meeting. Mein Sponsor sagte mir: "Der erste Schritt ist das Erkennen des Problems". Einfach zugeben, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin und mein Leben allein nicht mehr meistern kann. das war für mich der erste Schritt, denn Alkoholismus ist die einzigste Krankheit die verleugnet wird. So lange ich behaupte, ich sei kein Alkoholiker, - bin ich einer. Dr. Silkworth, ein in AA bekannter Arzt, spricht von einer Allergie die mir nicht erlaubt, normal wie andere zu Trinken, weil ich den Kontrollverlust erlitten habe. Sobald ich wieder die Substanz "Alkohol" zu mir nehme, bricht diese Allergie wieder aus und ich muss wieder Saufen. Lasse ich das "erste Glas" mit Alkohol stehen, bin ich ab diesem Zeitpunkt ein "trockener Alkoholiker" der aber weiter dem Alkohol gegeüber machtlos bleibt. Das blaue Buch der AA befasst sich in den Kapiteln zwei, drei und vier mit der Problemlösung.

Dort steht auf Seite 30, Absatz 2: Es gibt eine Lösung. Fast keinem von uns fiel die Selbsterforschung, der Abbau des Hochmuts, das Bekennen unserer Unzulänglichkeiten leicht. Aber all das ist nötig, um das Ziel zu erreichen. Wir sahen, dass diese Metode bei anderen wirkte, und wir erkannten, dass unser Leben, wie wir es seither gelebt hatten, hoffnungslos und leer war. Wenn also mensche auf uns zugingen, deren Problem gelöst worden war, brauchten wir nur dieses einfache spirituelle Handwerkszeug aufzuheben, die sie uns vor die Füße gelegt hatten.

 

im Kapitel 3 wird erklärt was wir unter Alkoholismus verstehen. Denkt an die Geschichte von Fred, die spricht von sich selbst. Auch ich dachte, dass ich vielleicht eine Ausnahme bin und startete noch einen Selbstversuch. Ich überlegte mir, wenn ich es fertigbringe nur ein Bier zu trinken und dann aufhören kann, dann bin ich bestimmt kein Alkoholiker. Ich habe es probiert und es klappte hervorragend - einen Tag. Am nächsten Tag fiel der Rolladen wieder herunter und lag in der Klinik. So viel zum Thema "kontrolliertes Trinken".

Nach diesem Rückfall wusste ich, dass ich machtlos dem Alkohol gegenüber bin. Ich wusste, dass ich geistig nicht gesund war, sonst hätte ich nicht so gehandelt.

Den ersten Schritt habe ich dann in tiefster Überzeugung und mit größter Bereitschaft angenommen. Diese völlige Bereitschaft im ersten Schritt setze ich immer in Bezug auf die nächsten Schritte ein. 

Im zweiten Schritt heißt es: "Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann."  Hier geht es um meine Geisteskrankheit, egal wie Intelligent ich auch in anderen Dingen war. Immer wenn ich in Berührung mit Alkohol kam, habe ich mich wie wahnsinnig verhalten. Ich hatte kapituliert und war trocken, ich hängte nicht mehr an der Flasche. Doch ich hatte Angst, dass ich wieder psychisch Instabil werden könnte und zur Flasche greifen muss. Also kam ich zu der Überzeugung, dass es einer Macht bedarf, die größer als ich selber bin, denn nur die kann mir helfen geistig gesund zu werden. Dieser zweite Schritt eröffnet mir den Blick auf das Licht am Ende des Tunnels.

 

 

"Von der Ausichtslosigkeit zur Hoffnung"

 

Ich denke schon, dass es einen Unterschied zwischen Resignation und Kapitulation gibt, und zwar einen bedeutsamen. Es ist die Art und Weise wie aufgegeben wird. Lasst  mich doch erst einmal zurückblicken. Stellt Euch doch mal vor, in Deutschland bricht eine schreckliche Krankheit aus, deren Ursache nicht zu erklären ist. Nehmt an, dass die Krankheit das Nevensystem so schädigt, dass hunderttausende Menschen über einen Zeitraum von wenigen Monaten den verstand verlieren, wobei die geistige Erkrankung über Jahre hinweg immer schlimmer wird. Wird diese Krankheit nicht behandelt, werden sie Irrenanstalten weggesperrt oder sie müssen sterben. Diese furchtbare krankheit ist bereits unter uns. Sie heißt "Alkoholismus".

Ich habe mich bereits mit vierzehn Jahren damit angesteckt. Ich leide unter dieser unheilbaren "Allergie" Alkoholismus.

Natürlich will niemand Alkoholiker werden. Ich wurde zum Alkoholiker, weil ich den Saufzwang nicht mehr kontrollieren konnte. Wenn der Alkohol das Einzige wäre, was diese Allergie auslöst, müsste jeder, der die Substanz Alkohol zu sich nimmt, zum Säufer werden. Meine Krankheit hat nicht nur mit meinem Körper zu tun, sie ist auch in emotionaler Hinsicht ein schreckliches Leiden, dass alles bei mir noch verschlimmert hat. Ich war körperlich, geistig und seelisch krank. Ich lebte in einer ständigen zwanghaften Sklaverei um durch Alkohol meine zittrigen Nerven zu beruhigen. Irgendwann war mir alles egal. Ich lief in verpissten Hosen durch die Stadt, klaute Schnaps aus Supermarktregalen, trieb mich in heruntergekommenen Spelunken und Bars herum. Ich hatte kein Schamgefühl mehr, jedes Selbstvertrauen war weg.

 

Ich Resignierte, sah für mich keinen Ausweg mehr und hatte alle Hoffnung verloren. ich hatte einen Seeleninfarkt und bin innerlich gestorben.

 

Dann geschah etwas ganz dramatisches. Ich war völlig am Boden, ein geistig, seelisches Wrack, mehr dem Tode nahe als dem Leben. Ich wurde mit einem Alkoholdelirium tremens in eine Psychiatrie eingeliefert, dort war ich vierzehn Tage im Komma. Als ich mich einigermaßen erholt hatte, besuchte mich mein späterer Sponsor Max, er erzählte von sich und von AA. Nach meiner Entlassung besuchte ich eine Weile die AA-Gruppe und soff dann wieder. Es dauerte nicht lange und ich ging wieder zu den AA´s. Diesmal hatte ich den aufrichtigen Wunsch mit dem Saufen aufzuhören. Aus tiefsten Herzen gab ich zu, dem Alkohol gegenüber machtlos zu sein und dass meine Willenskraft nicht ausreichen würde mein Leben zu meistern.

ich musste mir klarmachen, dass mir mein Gehirn über jahre Falschmeldungen geschickt hatte. Ich brauchte einen "Neustart" im Kopf.

 

Ich hatte Kapitulieren dürfen und hatte im Gegensatz zur aussichtslosen Resignation wieder Hoffnung auf ein Leben danach.

Ein bedeutender Unterschied zwischen Resignation und Kapitulation ist, dass ich bei der Resignation eine Aussichtslosigkeit ohne Hoffnung auf die Zukunft habe, in dem mir alles egal ist.

 

Die Kapitulation entsteht auch aus einer gewissen Aussichtslosigkeit mit der Einsicht auf die Auseinandersetzung mit dem Alkohol, die ich unwiederruflich verloren habe und die Akzeptanz dieser Tatsache. Aber mit der Hoffnung auf eine Genesung vom Alkoholismus und das ich mein Leben wieder neu ordnen kann.

 

 

 

"AA - Meine Familie - mein zu Hause"

 

 Durch die Suche nach Liebe, Geborgenheit und des angenommen seins, bin ich mit dem Alkoholbuchstäblich durch die Hölle marschiert. Nach vielen persönlichen Tiefpunkten durfte ich im sicheren Hafen der Anonymen Alkoholiker meinen Anker werfen. Ich hatte das große Glück, dass ich eine Gruppe finden durfte, die gut funktionierte. Ich fühlte mich dort von Anfang an sehr wohl. Ich wurde herzlich begrüßt und durfte auf meinen, eigens für mich reservierten Stuhl, Platz nehmen.

Am Anfang des Meetings wurde ich nur gefragt, ob ich ein Alkoholproblem hätte, sonst wurde ich nach nichts gefragt, denn „die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit, ist der Wunsch mit dem Trinken aufzuhören“, so sagte mir anwesender Freund. Die Präambel wurde vorgelesen, dann wurde kurz geschildert wie AA entstanden ist und was AA macht und was sie nicht macht. Weiterhin wurde erklärt, wie es in einem Meeting abläuft. Dann las eine Freundin aus dem 5. Kapitel (Blaues Buch, Seite 67) „wie es funktioniert vor“.  Wenn jemand ein Problem hatte, konnte er sich melden und darüber (ca. 5-10 min.) sprechen. Die Wortmeldungen wurden nicht kommentiert. Dann wurde über die Schritte und über die Traditionen gesprochen. Während des  Meetings fragte der Gruppensprecher, wer über den nächsten Schritt sprechen möchte. Das Meeting endete mit unserem Gelassenheitsspruch. Der, der etwas Geld locker machen konnte, legte was in den Hut. Nach dem Meeting trafen wir uns noch in einer Gaststätte zum „Nachmeeting“. Ein Freund der die gleiche Richtung wie ich hatte,  nahm mich in seinem Auto mit und fuhr mich nach Hause. Natürlich ging ich dort immer wieder hin. So wurde ich Trocken und fand in AA alles nach dem ich gesucht hatte.

 

Alles was ich brauchte hatte AA und was AA nicht hatte, brauchte ich auch nicht. Ich wurde in AA mit den wichtigen Dingen betraut, Kaffeekochen, Getränke besorgen, Abwaschen, Aschenbecher leeren und Gruppenraum aufschließen. Ja, alles was man so auch in einer Familie macht, das gehörte einfach dazu. Wahrscheinlich machte ich das recht gut, denn nach einem Jahr „Gruppendienst“, wurde ich zum Gruppensprecher gewählt. Das ging damals so, „wer ist für den Dietmar als Gruppensprecher“ Hand hoch, „Dietmar wir gratulieren Dir zum Gruppensprecher. Seht Ihr, so einfach kann AA sein. Jetzt durfte ich bestimmen, wer „Gruppendienst“ machen soll, nein Quatsch, das war alles freiwillig, wie alles in AA.  Wir hatten inzwischen mehrere AA-Gruppen, eine davon war eine „Nichtraucher“ Gruppe, heute ist es anders herum. Es fanden regelmäßig sogenannte Arbeitsmeetings statt, wo die technischen Dinge von AA besprochen wurden. Gemeinsame Dienstkonferenzen, Delegierten Meetings und Regionale Dienstmeetings gab es damals noch nicht, also wurde auch nicht so viel gestritten.

 

In den Gruppen war ein großer Zusammenhalt, wir fuhren zusammen zu den Landestreffen und zu den deutschsprachigen Ländertreffen. Das war einfach Klasse und hat mit zu meiner Trockenheit entscheidend beigetragen. Natürlich hatten wir damals auch diverse Schwierigkeiten, einer brannte einmal mit der Gruppenkasse durch, ein anderer wollte uns verprügeln, auch waren damals schon welche da, die die AA reformieren wollten, die immer ganz tolle Ideen hatten, wie man die AA noch bekannter machen könnte, es kam auch vor, dass ein AA Freund Spenden von außerstehenden angenommen hatte, eine anderer versuchte aus einem Arbeitsmeeting ein Managerseminar zu veranstalten u.s.w.  Das war aber nicht schlimm für uns, weil die Gruppe funktionierte und wir solche Freunde auf das richtige Maß zurückgestutzt haben. Außerdem hatte sich damals erwiesen, dass sich AA von selber gereinigt hat.

 

Ab und zu Trauer ich den alten Zeiten hinterher, denn die „alten Freunde“ sind inzwischen fast alle verstorben. Das ist halt in einer Familie so, das alte geht und was Neues kommt.  Trotzdem möchte ich nicht hadern, sondern versuche durch Vorleben meinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich der, der nach mir kommt, sich auch in der AA-Gemeinschaft wohlfühlen kann und eine Familie findet.  Ich möchte mich nicht in meinen Schmollwinkel zurückziehen und die Vergangenheit beklagen, sondern mich weiter aktiv in AA beteiligen. Wer rastet der rostet. Ich sehe mich aber heute nicht mehr in RDM, IGDM, GDK, GDA, Arbeitskreise, Arbeitskreise und Arbeitskreise verantwortlich, sondern mehr in den Gruppen. Da gibt es viel zu tun, wie zum Beispiel „die Botschaft weitergeben in Krankenhäusern, Schulen, Anstalten oder einen Bus zu Ländertreffen organisieren. Für gute Atmosphäre sorgen u.s.w. und wenn einer meiner jungen Freunde Fragen hat, bin ich da. Ich fühle mich in AA weiterhin oder mehr denn je zu Hause, weil ich nicht weiß, wie lange ich noch bei meiner AA-Familie sein darf.

 

Vielleicht hilft das den „alten Säcken“ wieder in die Spur zu kommen und nicht in das Tal der Tränen zu weinen. Je älter ich werde, umso nüchterner werde ich, wenn ich nicht nachlasse das zu tun was ich tun sollte.

 

 

"Trockenrausch - vierter Schritt"

 

Wie Bill es sieht (Seite 38 Nr. 30):

Manchmal sind wir deprimiert. Ich sollte es wissen; ich bin selbst ein wahrer Meister des Trockenrausches gewesen. Während die oberflächigen Gründe leicht erkennbar sind- einer Depression geht immer ein Auslöser voraus, - liegen die Eigentlichen Ursachen, davon bin ich überzeugt, sehr viel tiefer.

Vom Verstand her konnte ich meine Lage akzeptieren, vom Gefühl her konnte ich es nicht. Auf diese Probleme gibt es bestimmt keine passenden Antworten. Doch ein Teil der Beantwortung liegt gewiss in dem ständigen Bemühen, alle zwölf Schritte der AA zu leben.

 

Ich bin nicht krank geworden, weil ich gesoffen habe, ich habe gesoffen, weil ich krank bin. Der Alkohol war nur der i-Punkt auf meine geistig- seelische (spirituelle) Krankheit.

Im vierten Schritt werde ich aufgefordert, eine gründliche und furchtlose Inventur in meinem inneren zu machen. Das heißt, dass ich in meinem Inneren eine Bestandsaufnahme mache, um meine schädlichsten Charakterzüge zu erforschen und aufzudecken. Ich weiß, dass wenn ich mich nicht darauf einlasse und meine neue Persönlichkeit nicht weiter entwickle, die Mühe nicht wert ist. Glauben ohne Taten ist tot. Das AA-Programm hat ohne den vierten Schritt wenig oder gar keine Wirkung.

 

Es ist nicht damit getan, wenn ich nur das erste Glas stehen lasse und meine, dass dann automatisch die noch vorhandenen Charakterfehler vom Tisch seien.  In der ersten Zeit meiner „Trockenheit“ merkte ich schon, das etwas mit mir nicht in Ordnung war, ich hatte mir aber damals nicht die Mühe gemacht mit der Kerze in meinen Seelenkeller hinabzusteigen und mit der Entrümplung anzufangen.  Dazu gehörten auch die Verletzungen und Schäden die ich während meines Trinkverhaltens anderen Menschen zugefügt hatte.

Beim vierten Schritt wurde ich gefordert und beim Wort genommen. Ich machte eine Inventurliste wo ich die schlimmsten Charakterzüge niedergeschrieben hatte.

Diese Liste war für mich mehrfach anwendbar. Zum einen konnte ich meine dringlichsten Fehler erkennen und zweitens war es wichtig um mir den fünften Schritt vornehmen zu können.

 

Wenn ich nicht nur Saufen möchte und meine Genesung wiederherstellen möchte, dann sollte ich diese Liste machen. Auch beim achten Schritt hole ich diese Liste wieder hervor.

 

In AA treffe ich immer wieder Leute, die meinen, dass Sie eine schriftliche Inventur nicht nötig haben und auch so sich einigermaßen über Wasser halten zu können. O.K. – dass ist deren Sache. Aber in der Gruppe sollten wir es nicht zulassen, dass Sie andere auch von der Genesung abhalten und den Geist der AA somit verwässern.

 

Ich hörte oft welche sagen: „Das mit der Inventur habe bis heute nicht gemacht, das ist doch Sektenähnlicher Blödsinn“.  Schaut her, wir sind trotzdem trocken. Die, die solche Aussagen treffen, machen sich und andere nur was vor, was den eigentlichen Charakter ihres AA-Daseins  betrifft.

 

Wenn ich nur trocken und anmaßend bin, werde ich wegen beidem unzufrieden sein. Ich verhalte mich wie zu der Zeit, als ich noch trank. Wenn ich genesen möchte, kann ich meine Nüchternheit nur festigen und sichern, wenn die Inventur meine Charakterfehler zum Vorschein bringt. Die, die das nicht wollen oder können, werden mit ihrem unbehandelten Alkoholismus weiter umherlaufen oder wieder trinken.  „He is a dry drunk“ – ein trocken betrunkener Alkoholiker. Er benimmt sich starrsinnig, überheblich, egoistisch, halt so wie einer der noch trinkt. Er ist nicht nüchtern. Hier bei uns in Deutschland spricht man vom „Trockenrausch“. Für einen der nüchtern ist, ist das nur schwer zu begreifen.

 

Wenn ihr nicht wisst, wie sich unbehandelter Alkoholismus auswirkt, dann kann man das beobachten. Nehmen wir Beispiel 1 von Freund X. Er ist schon seit über dreißig Jahre trocken, hatte eine nette Frau und einen sehr guten Job. Er war finanziell und materiell unabhängig. Er war trocken und das reichte ihm aus. Statt weiter im Programm zu arbeiten wurde er immer unzufriedener. Für diese Unzufriedenheit machte er seine Frau, Arbeitskollegen, AA-Freunde, Politiker u.s.w. verantwortlich. Er kritisierte und stänkerte gegen alle, gegen Gott und die Welt. War anderen gegenüber neidisch, hegte Groll und Zorn. Es kam wie es kommen musste, wie bei einem betrunkenen Alkoholiker hat die Frau ihn verlassen, er verlor auch seine Arbeitsstelle weil er sich nichts sagen ließ und alles besser wusste wie seine Vorgesetzten. Er lebt heute von der Hand in den Mund und ist weiterhin ein bemitleidenswerter  Mensch. Er macht dafür andere Menschen für seine Situation verantwortlich. Trotzdem ist er bis heute trocken. Das ist unbehandelter Alkoholismus „Trockenrausch“, nur mit dem Unterschied, das man nicht säuft.

 

Beispiel 2. In den Dienstmeetings finden wir auch immer wieder das „dry drunk-syndrom“, also unbehandelter Alkoholismus. Wenn dort der Ehrgeiz und das Ego von einzelnen Alkoholikern hervortreten,  dann passieren dort oft Dinge, die in AA nicht vorkommen sollten. Die, die schon auf solchen Dienstmeetings waren, wissen was ich damit meine – und dort sitzen Freunde, die schon viele Jahre trocken sind, aber eben nur trocken.   

                                                                                                                                      Für nüchterne Alkoholiker ist das mitunter nur schwer zu verstehen.                                Nüchterne Alkoholiker möchten sich das nicht mehr antun, weil sie sich nicht als Co-Alkoholiker entwickeln möchten. Wenn Groll, Unehrlichkeit, Kritiksucht, Selbstmitleid, Intoleranz, Eifersucht, Angst,  Ärger und Neid, Einzug gehalten hat, egal wo, ob in AA oder im privaten Umfeld, dann ist das ein Zeichen von unbehandeltem Alkoholismus.

 

Das einzige Gegenmittel dafür ist, das wir zurück zu unseren Wurzeln finden. Das heißt, dass wir in den Meetings das Programm der AA konsequent anwenden, sonst nehmen die Fälle von unbehandeltem Alkoholismus in AA weiter zu – und wo das hinführen kann wissen wir aus leidvoller Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Erfahrungsberichte